Beim Frühstück musste ich an ein Gespräch mit einem Lektor denken. Unverbrauchte Bilder und komplexe Plotstrukturen wären ja schön und gut, meinte der Mann, verkauften sich aber leider selten, weil man ja auch nicht wisse auf welchen Stapel bei Thalia damit. Gerade zum Einstieg solle ich es doch lieber mit einem klassischen Ermittlerkrimi oder einem Liebesroman versuchen, das ging immer. Da müsse dann allerdings die Erwartung der Leserin an das Genre erfüllt werden und auch das eine oder andere Klischee mache sich gut.
Das kann ich nicht, hab ich gesagt und das gilt es jetzt zu beweisen 🙂
Wie ein goldener Ball rollt die Sonne im Zeitlupentempo über den strahlend blauen Kärntner Himmel. Spiegelglatt liegt der See, behütet von den auch im Juli noch schneebedeckten Gipfeln der Bergkette. Auf den grünen Wiesen, die das kühlende Nass säumen, tummeln sich ausländische Gäste und einheimische Jugend.
Schon zum dritten Mal in dieser Stunde stolziert der junge Automechaniker Josef, genannt Joe, an den beiden holländischen Mädchen vorbei. Handtuch, Eisdiele und wieder zurück. Ob sie ihn bemerkt haben? Immerhin trägt er die Beule in seiner Hose wie eine Fackel der Lust vor sich her.
Swantje und Entje van der Kaak haben die Entwicklung des Knüppels in der roten Badehose des jungen Mannes wohl beobachtet. Mit hungrigen Blicken folgen sie auch dem Spiel der sportgestählten Muskeln unter der braungebrannten Haut. Voller Sehnsucht räkeln sie sich auf ihren Hello-Kitty-Handtüchern. Swantje ist süße fünfzehn, noch unschuldig, ein Kind gefangen im schwellenden Körper einer Frau. Ihre Mutter, eine glücklose Schauspielerin, hat sie einem greisen Milliardär versprochen. An ihrem siebzehnten Geburtstag soll er sie vor den Traualtar führen. Doch Swantje liebt den tattrigen Lustmolch nicht und wer könnte es ihr verdenken. Um die Ehe zu unterlaufen hat sie den Entschluss gefasst, ihre Unschuld an den Erstbesten zu verschenken.
Zu ihrem Leidwesen weiß die Mutter bisher, diesen Plan zu verhindern. Sie hat Entje, Swantjes zwei Jahre ältere, doch ungestalte Schwester zum Wachhund erzogen. Nie darf die unglückliche Mutter hoffen, auch Entje gewinnbringend an den Mann zu bringen. Zu groß sind ihre Füße, zu hornig die Nägel, zu strohig das Haar, das ihr gnädig über die eiterpustelige Stirn hängt.
Mutig pflanzt Joe sich nun vor den Mädchen auf. „I bin da Tscho. Scheen wie ihr saads, hobts ihr siha Blumennomen. Jasmin und Rosa tat i sogn.“
Die Mädchen kichern. „Nein, du Tulpe“, antwortet die schöne Schwester, „Entje und Swantje werden wir genannt.“ (Sie spricht natürlich mit holländischem Akzent, aber das hab ich nicht drauf.)
Entje errötet indessen. Diese plötzliche Hitze in ihrem Unterleib … wie gestern, als sie sich den warmen Kakao über den Schoß geschüttet hat. Doch kein Heißgetränk trägt heute Schuld, nein, es muss die Liebe sein.
Genug, oder? Obwohl – was sich da an potentiellen Konflikten auftut …
Herrlich scheußlich. Aber glaube mir, der Lektor irrt nur selten. Leider.
Der Lektor irrt hier natürlich nicht. Aber seine Haltung, bzw. die der Verlage, die natürlich großteils den Marktgesetzen geschuldet ist, provoziert halt viel Schrott 🙂
genug für mich schon. aber du hast es eigentlich mehr als drauf. und wenn ich bedenk, dass das eine parodie wird, wenn du das schreibst, könnte es mir sogar spass machen es zu lesen. irgendwie „cooler schaas“ 🙂
Vielen Dank 🙂 Das Problem ist, dass es für mich schon genug ist. Aber vielleicht mach ich gelegentlich weiter, wenn mir für das/den (?) Blog nix einfällt.