„Du bist mutig“, meinte eine Kollegin, als ich von meiner Erfahrung berichtete, mir selbst im Radio zuzuhören. Mit meinem aktuellen Politthriller Lügenland war ich anlässlich der Politischen Nacht im Rahmen des Krimifestivals Mord am Hellweg gemeinsam mit den Kolleginnen Jelena Volic, Christian Schünemann und Christian von Ditfurth zu Gast bei einer für den WDR5 aufgezeichneten Podiumsdiskussion in Unna gewesen.
Nun ist es einerseits tatsächlich immer ein wenig irritierend, die eigene Stimme aus einem elektronischen Gerät zu hören. Eine Stimme, die man spontan vermutlich nicht einmal als die eigene erkennen würde. Andererseits lassen sich gerade aus dieser Erfahrung der Fremdheit wertvolle Erkenntnisse gewinnen, da sie eine ungeahnte Distanz zu den eigenen Worten schafft.
Eine dieser Erkenntnisse weist über den konkreten Fall hinaus auf ein tatsächlich politisch-gesellschaftliches Phänomen, das ich das Kopf-in-den-Sand-Syndrom nennen will. Mein Roman spielt in einem Österreich der nahen Zukunft, einer rechtspopulistischen Demokratur, die sich nach dem Zusammenbruch der EU aufgrund der Flüchtlingsproblematik und anschließenden bürgerkriegsähnlichen Zuständen durchgesetzt hat. Dieses Szenario hatte ich bereits 2013 entwickelt, also bevor sich ab 2015 erwies, dass die EU bei der Bewältigung der Krise an die Grenzen der Solidarität stoßen würde. Wie schon öfter sprach man mich demzufolge auch bei dieser Veranstaltung in Deutschland auf meine prophetischen Gaben an und fragte im Spaß (hoffe ich jedenfalls) nach Lottozahlen und Aktientipps. Ob es nicht gruselig sei, die Entwicklungen so vorauszusehen?
Natürlich sei es gruselig, dass schon so viele Aspekte meiner Horrorvision wahr geworden seien, hörte ich mich im Radio sinngemäß antworten. Aber ich glaube noch immer daran, dass es nicht zu einem endgültigen Rechtsruck in Österreich käme.
Die Sache ist die: Ich hatte auch nicht geglaubt, dass sich die Flüchtenden in Massen auf den Weg machen würden. Nicht, dass die EU daran scheitern könnte, Verfolgten und Kriegsflüchtlingen Schutz zu bieten. Dass Grenzen dicht gemacht würden. Dass allerorts rechtsextreme Parteien einen derartigen Aufschwung nehmen würden. Dass England die EU verlässt. Ich habe darüber geschrieben, ohne zu glauben, dass es wahr werden würde. Ein Worst Case Scenario, um zu erzählen, was Repression mit Menschen macht, innerhalb einer Stunde aus dem Ärmel geschüttelt, weil ich im Rahmen einer fiktiven Geschichte von meinen Hoffnungen für die Zukunft befreit war.
Damals wollte ich recherchieren, welche Szenarien linke Parteien zu bieten hätten, sollte es zu einem vermehrten Flüchtlingszustrom kommen, wie organisatorisch damit umzugehen sei, wie ideologisch. Doch da war nichts zu recherchieren. Floskeln anstelle von Visionen. Weil es schon nicht so weit kommen würde. Und obwohl auch ich nicht erwartete, dass es soweit kommen würde, empfand ich es als beunruhigend, dass es von der Linken keine Antworten auf diese Fragen gab, dass man das Feld allein den Rechten überließ. Ich schrieb also dieses Buch nicht nur, um eine spannende Geschichte zu erzählen, sondern auch, weil ich sozusagen die Verpflichtung zum Kassandraruf empfand.
Dessen ungeachtet weigerte sich meine Stimme im Radio – ebenso wie die eben kritisierten Parteien – zu glauben, dass die Entwicklung weiter fortschreiten könnte. Warum? Weil der Schock tief sitzt, dass die Demokratie nicht, wie ich seit meiner Jugend dachte, das Ende der gesellschaftlichen Entwicklung darstellen könnte. Die beste aller möglichen Welten und doch soll ein Zurück bevorstehen? Das Ende der Dialektik. Eine Rückkehr zu Repression und Nationalismus, eine Abkehr von Meinungsfreiheit und Gewaltenteilung.
Und nun verkündet der Chef der nationalistischen FPÖ am Nationalfeiertag, dass er einen Bürgerkrieg mittelfristig für nicht unwahrscheinlich hält, ausgelöst selbstverständlich nicht durch seine hetzerischen Brandreden, sondern durch „den ungebremsten Zustrom von kulturfremden Armutsmigranten“.
Es ist an der Zeit, den Kopf aus dem Sand zu ziehen. Es ist an der Zeit, die Zukunft nicht mehr den Angstmachern und Aufhetzern zu überlassen. Es ist an der Zeit, nicht mehr nur zu reagieren und die Gegebenheiten zu administrieren, sondern Antworten und Visionen zu entwickeln, die die Verunsicherten zu Demokratie und Freiheit verführen, anstatt sie den reaktionären Demagogen zu überlassen!
Deinen 3-maligen „Es ist an der Zeit“ gebe ich Dir 100% Zustimmung.
Die Frage ist, wie lässt es sich organisieren ?
Woher beziehen wir unsere Informationen ? Aus den Medien.
Und diese stacheln dieses Gegeneinander ja geradezu auf, Beispiel ist für mich das Thema „Köln-Silvester-sexuelle Belästigung“: Dieses Problem hat es vor Silvester 2015/16 nicht gegeben ? Oder passte es ganz einfach nur zur gerade vorhandenen Menschenhetze ?
Die Menschen müssen einander wieder respektieren, dazu gehört auch, das Probleme nicht zur Hetze dargestellt werden, sondern die Ursachen eruiert werden.
Im Fall „Köln“ meine ich, es hat nichts mit Religion zu tun, sondern mit der Erziehung in den Herkunftsländern. Und dazu muss unser Staat auch ganz klar sagen: bei uns geht das nicht.
Diese Minderheit soll des Landes verwiesen werden und zwar konsequent.
Aber die Mehrheit sind ja genauso Menschen wie Du und ich, die nichts anders wollen als in Frieden und Freiheit leben.
Das wird aber so in unseren Medien so nicht wiedergegeben, daher braucht es „freie“ Medien, die für alle Menschen gut zugänglich sind.
Ich stimme dir zu. Aber ich meine, hier sind nicht nur die Medien gefragt, sondern auch die Parteien und natürlich jeder Einzelne. Die Polarisierung hat tatsächlich ein unerträgliches Maß erreicht und die Parteien haben das, ebenso wie die Medien, gefördert, indem jede Angst und jeder Vorbehalt, der geäußert wurde, mit der Keule politischer Inkorrektheit niedergebügelt wurde, anstatt eigene Antworten zu liefern.
Es ist doch beispielsweise klar, dass mit einer Masse von Menschen aus patriarchal organisierten Ländern auch welche kommen, die Frauen nicht die erforderliche Achtung entgegenbringen. Auch, dass kriegstraumatisierte Männer mitunter ein Verhältnis zur Gewalt haben, dass nicht unseren Regeln entspricht. Es war idiotisch und in meinen Augen auch rassistisch von der Linken, das solange abzustreiten, bis es sich nicht mehr verbergen ließ. Das meine ich mit Kopf-in-den-Sand-Syndrom.
Die Sache ist nur die: Die Tatsache, dass die Lage auch zu Problemen führt, darf nicht dazu führen, dass wir die Regeln der Humanität, die wir uns selbst gegeben haben, auf denen wir wollen, dass unsere Gesellschaft beruht, dass wir diese Regeln ad acta legen und die Hilfsbedürftigen im Mittelmeer ersaufen lassen. Wir müssen die Probleme bewältigen. Es gibt dafür viele Vernunftgründe, ich nenne nur den Arbeitskräftemangel, der Mitteleuropa droht. Doch der wesentliche Grund ist, dass wir eine solidarische Gesellschaft sein wollen. Wir wollen uns darauf verlassen, dass andere uns Solidarität entgegenbringen und müssen diese demzufolge ebenfalls üben (Hallo, Visegrad-Staaten, ja ihr!)
Strategien zu entwickeln, die der ansässigen Bevölkerung die Werte unserer Gesellschaft nahebringen ist daher mindestens ebenso wichtig, wie die Zuwanderer mit unseren Werten vertraut zu machen.
Anfügen muss ich noch, das natürlich zuerst die Information erfolgen und diese auch verstanden werden muss, d.h. im konkreten Beispiel das es hier nicht erlaubt ist, Frauen als Menschen 2.Klasse zu behandeln.
Die Parteien habe ich absichtlich nicht erwähnt, da ich meine, das keine in der Lage ist, sich wirklich zu bewegen. Zu eng ist das dichte Netz, welches größtenteils selbst gestrickt wurde.
Da fällt mir auch dieser Renten-100er ein, hat das ich es den Rentner nicht vergönn, aber ist das nicht eine Bezahlung einer Wählerstimme für die Nationalratswahl im nächsten Jahr ?
Daher ist die einzige Möglichkeit eine parteiunabhängige Bewegung auf Basis einer Internetplattform, wo Ideen, Meinungen sachlich diskutiert werden können.
Meine Basis-Eckpfeiler dazu sind:
– Schonung der Umwelt
– Sparen von Rohstoffen, Ressourcen
– ein angenehmes Leben für alle Menschen
Und meine ersten Diskussionspunkte dazu wären:
– Unsere Lebensgemeinschaft
– Überleben ohne Wirtschaftswachstum
– Zukunft des Verkehrs
– Arbeit, Grundsicherung, Mindestlohn, Stipendium, Rente, Arbeitslose
– Flüchtlingspolitik
Der wichtigste Eckpfeiler für alles ist Respekt für andere. Eine Grundvoraussetzung, um sich auf Diskussionen einzulassen und die bestmögliche Lösung zu finden.